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Steinhoff im freien Fall?

Steinhoff im freien Fall ?

Wer hätte das gedacht.

Lange Zeit galt die Steinhoff-Gruppe als die weltweit stärkste Einrichtungsmarke nach IKEA mit starkem Expansionsdrang.

Die Umsatzgrößenordnungen gekaufter Unternehmen gingen in die Mrd. EUR (Kika/Leiner, Matratzen- und Küchen-Ketten, etc.) . 

Wer wollte nicht der „gute Freund“ eines solchen Riesen sein, und dennoch fragten sich einige Brancheninsider, woher Steinhoff für seine Aufkäufe wohl das Kapital beschaffen möge …bis Medienberichte darstellten, daß Steinhoff seine Unternehmenskäufe mit bis zu 90% (!!!) Fremdkapital (also Bankendarlehn) finanzieren und auch Immobilien z.T. mit überhöhten Werten als  Sicherheiten darstellen konnte.

Die Steinhoff-Gruppe verfügte somit offensichtlich über nahezu unbegrenztes Vertrauen in einigen Bankenkreisen  (hier mögen einigen klein- und mittelständigen Unternehmen beim Gedanken an die eigenen Kämpfe um verhältnismäßig bescheidene Darlehnsanfragen die Tränen kommen - das Ausnutzen solcher Vertrauensvorteile ist jedoch erst einmal weder gesetzlich noch moralisch in irgendeiner Weise als „verwerflich“ zu bezeichnen. Im Gegenteil wünschte sich sicher so manch anderer Marktteilnehmer gegenüber seinem Kreditinstitut in einer ähnlichen Position …).

Dieses positive Bild kippte dann innerhalb kürzester Zeit, als bekannt wurde, daß Steinhoff Bilanzmanipulationen vorgeworfen wurden - ggf.,  um schwächere Geschäftszahlen zu verschleiern (hier wurden einige Leser an die Schieder - Krise erinnert).

Obwohl das Unternehmen seine Bilanzen 2015 und 2016 mittlerweile zurückgezogen und die von 2017 noch nicht veröffentlicht hat, wäre es nicht angemessen, in den Tenor von vielen „ich hab`s ja gesagt“-Experten einzusteigen, und das Steinhoff Management pauschal zu verurteilen.

Dennoch kann festgestellt werden, daß mit dieser Steinhoff-Krise (denn als solche kann die gegenwärtige Situation des Konzerns sicher bezeichnet werden) ein neues Kapitel hinsichtlich der Größenordnung von Krisenunternehmen der Einrichtungsbranche sowie deren Empfänglichkeit für externe Einflüsse aufgeschlagen wird.

Denn während Brancheninsidern spätestens bei der Insolvenz der Schieder-Gruppe (mit ca. EUR 1 Mrd. Außenumsatz) bewußt wurde , daß „Größe kein Schutz mehr ist“, muß bei der börsennotierten Steinhoff-Gruppe darüber hinaus festgestellt werden, daß auch Unternehmen der Einrichtungsbranche ab einer gewissen Größenordnung in zusätzlichem Maße verstärkt von externen Einflüssen abhängig sind, welche in ihren (hier: negativen) Auswirkungen für das Unternehmen tw. nur schwer zu kalkulieren sind.    

Denn bereits aufgrund der Medienberichte verlor die Steinhoff-Aktie stark an Wert („..ins Bodenlose“, „..freier Fall“, etc.) . Hiermit reduziert sich das Eigenkapital des Unternehmens, welches auf diese Weise u.a. mit den o.g. hohen Darlehns-Verbindlichkeiten (Fremdkapital) schnell in die Überschuldung geraten kann - aktuell nur dann kein klassischer Insolvenztatbestand mehr, wenn die Fortführung des Unternehmens z.B. durch ausreichende Liquidität gesichert ist.  

Wenn jedoch die Kreditinstitute nur noch „unzuverlässige Freunde“ werden und Kredit-/ Kontokorrentlinien reduzieren oder auf null stellen, wenn Kreditversicherer Limite kürzen oder  aufkündigen und Vorlieferanten ggf. nur noch auf Vorkasse liefern , dann sind die Erlöse durch den Verkauf der POCO-Anteile an Lutz nur noch „ein Tropfen auf dem heißen Stein“.

Und es geht scheinbar munter weiter: Ambitionierte Rechtsanwaltskanzleien betreuen Steinhoff-Anleger weltweit u.a. in ihren Sammelklagen aufgrund durchgeführter Bilanzmanipulationen, was die Prognose möglicher diesbezüglicher zukünftiger Zahlungen in ungeahnte Höhen schnellen lassen kann.

Die Steinhoff - Gruppe unterliegt somit nun aufgrund seiner internationalen Verflechtungen und seiner Börsen-Notierung einer außerordentlichen Vielzahl negativer Einflüsse, welche in ihrer Menge und ihren Auswirkungen derzeit ggf. nur schwer berechenbar sind. Das Management hat daher wohl viele und zeitweise immer neue „Löcher zu stopfen“, und muß  trotz allem (inkl. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, etc.) einen kühlen Kopf bewahren, um diese Herausforderung zu meistern.

Somit wird die Veräußerung der POCO-Anteile sicher nicht die letzte Maßnahme dieses Global Player gewesen sein, um diese Krise mit Liquiditätszuflüssen zu stabilisieren.     Darüber hinaus ist das Unternehmen gezwungen, so schnell wie möglich u.a. durch „geeignete“ personelle Maßnahmen, transparente und medienwirksame Aufklärungsarbeit sowie belastbare neue veröffentlichte Geschäftszahlen, das Vertrauen des Marktes (und hier vor allem der bestehenden und potentiellen Anleger) wieder herzustellen.   

Andererseits kann sich Steinhoff jedoch immer noch auf die (wenn auch sicher zeitlich begrenzte ) Loyalität einer großen Anzahl von Geschäftspartnern verlassen,  welche sich auch zukünftig die gute Geschäftsbeziehung mit diesem Konzern sichern möchten …. denn sollte Steinhoff letztendlich (wenn auch ggf. mit einigen „Blessuren“) erfolgreich aus dieser Krise hervorgehen, wird sich so mancher Marktteilnehmer, welcher sich jetzt gegen das Unternehmen stellt,  dann sicher an das Tierreich erinnert sehen: Elefanten haben ein gutes Gedächtnis!

Viele Grüße aus Bergheim ,

Michael Steinkühler   

 

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